Seit dem Schuljahr 2022/23 gibt es einen neuen Schüleraustausch mit dem Collège Léonard Limosin in Limoges
WOLFGANG-BORCHERT-GYMNASIUM - COLLÈGE LÉONARD LIMOSIN
Unser Reisetagebuch:
Donnerstag, 5.10.23
Hinfahrt:
Früh morgens um 5:00 Uhr ging es mit dem Reisebus vor der Schule los: 26 Schülerinnen und Schüler sowie Frau Blum und Frau Troppmann fuhren nach Limoges in der ehemaligen Region „Limousin“, heute Teil der Region „Nouvelle Aquitaine“. Wir alle waren ein bisschen aufgeregt und natürlich noch etwas müde. Beim Abschied winkten alle kräftig. Bis zur ersten Pause war es noch ziemlich ruhig und manche versuchten, zu schlafen. Nach ca. 3 Stunden wechselte in der Nähe von Baden-Baden der Busfahrer und manche von uns kauften sich an einer Raststätte etwas zu essen. 5 Stunden später passierten wir die Grenze, indem wir über den Rhein fuhren. In Frankreich schauten wir im Bus einen witzigen Spielfilm an, der auch von einem Schüleraustausch handelte: „Französisch für Anfänger.“
Umso kürzer die verbleibende Fahrzeit wurde, desto höher wurde die Aufregung und die Stimmung angespannter. Um kurz vor 20 Uhr kamen wir endlich an unserer Schule in Limoges an und unsere „corres“ (Austauschpartner) und Gasteltern erwarteten uns schon an der Schule.
Valentin & Vinzent
Freitag, 6.10.23
Heute war unser erster richtiger Tag in Limoges. Gleich am Morgen bekamen wir Informationen zum französischen Schulsystem sowie eine Führung durch die Schule. Die Schule ist eine sogenannte „cité scolaire“, das heißt, dort gibt es ein Collège, welches alle Schüler von der 6. Klasse bis zur 9. Klasse besuchen. Eine Unterscheidung wie bei uns in Mittel- und Realschule sowie Gymnasium gibt es in Frankreich nicht – alle Schüler müssen nach der Grundschule (1.-5. Klasse) ein Collège besuchen. Anschließend können sie noch aufs „lycée général“ (Gymnasium) oder auf ein „lycée professionnel“ (ein Zwischending zwischen Gymnasium und Berufsschule).
Aufgefallen ist uns schnell, wie sehr französische Schulen bewacht sind. Jeden Morgen, wenn die Schüler das Schulgelände betreten, müssen sie am Eingang bei den „surveillants“ (Aufpasser) ihr „carnet de correspondance“ vorzeigen – ein DIN A5-Heft, u.a. mit dem jeweiligen Stundenplan, das vor allem zur Kommunikation zwischen Lehrern und Eltern dient. Das Gleiche gilt auch beim Verlassen der Schule. So soll verhindert werden, dass Unterricht geschwänzt wird.
Von der Schulleiterin des Collège bekamen wir eine Schulhausführung. Interessant war, dass es in Frankreich eine „infirmerie“ (Krankenstation) mit richtigen Krankenschwestern gibt.
Anschließend wurden wir im „Hôtel de ville“, also im Rathaus von Limoges, empfangen. Limoges ist übrigens eine der Partnerstädte von Fürth. Nach der Rede vom Bürgermeister, in der er die Bedeutung von Schüleraustauschen in Europa betonte, gab es leckere herzhafte und süße Häppchen und kleine Geschenke für jeden. Zum Schluss durften wir noch den prächtigen Trauungssaal besichtigen. Das wunderschöne Rathaus sieht aus wie ein Schloss und verströmte Paris-Vibes.
Zurück in der Schule gab es unser erstes Mittagessen im „self“ (Mensa). Dort konnte man sich als Vorspeise einen Salat oder Grapefruit, ein Hauptgericht, Käse, eine Nachspeise (z.B. Joghurt) und Obst nehmen.
Von 14-16 Uhr gingen wir mit den Austauschschülern in die Turnhalle und spielten zusammen „balle aux prisonniers“ (Völkerball). Das bereitete uns großen Spaß.
Den restlichen Tag sowie das Wochenende verbrachten wir in unseren Gastfamilien und mit unseren corres: Einige trafen sich am Samstag zum Lasertechspielen oder es wurden Ausflüge unternommen. Einer von uns war sogar bei den Loire-Schlössern, da die Großeltern seines Austauschpartners dort wohnen – 3 Stunden entfernt von Limoges.
Jana & Marja
Montag, 9.10.23
Heute sollten wir vormittags den französischen Unterricht besuchen, manchmal gemeinsam mit unseren französischen Austauschpartnern, und nachmittags mit dem „Petit train“ (Bimmelzug) durch Limoges fahren.
Zuerst gingen wir zur Schule. Um 8 Uhr beginnt der Unterricht. Die Unterrichtsstunden in Frankreich dauern nicht 45 Minuten wie bei uns, sondern 55 Minuten. Anschließend haben die Schüler 5 Minuten Zeit, um das Klassenzimmer zu wechseln, denn in Frankreich hat jeder Lehrer sein eigenes Klassenzimmer und nicht jede Klasse. Die Schule ist in collège für jüngere Schüler und in lycée für ältere unterteilt. Das bedeutet auch, dass diese jeweils einen eigenen Pausenhof haben.
Die Franzosen haben dann zusätzlich noch eine lange Mittagspause. Währenddessen essen sie auch zu Mittag. Einige wenige, die in der Nähe der Schule wohnen, gehen aber auch nach Hause, um dort zu essen. Der Ablauf in der Mensa verläuft wie folgt: Zuerst stellt man sich klassenweise in eine Warteschlange, wofür es einen genauen Zeitplan gibt. Wenn man an der Reihe ist, nimmt man sich ein Tablett und Besteck. Die Hauptspeise wird ausgegeben, ansonsten kann man sich selbst bedienen. Auf den Tischen stehen Karaffen mit Leistungswasser. Wenn man fertig ist, entsorgt man die Reste bzw. den Müll. Es gibt hier auch Mülltrennung, was wir persönlich sehr wichtig finden. Anschließend stellt man das Tablett mit dem schmutzigen Geschirr auf ein Förderband, wo es dann in der Küche verschwindet.
Danach gingen wir zum „Petit train“. Während der lustigen Fahrt bekamen wir über den Lautsprecher Informationen zur Geschichte von Limoges und den wichtigsten Sehenswürdigkeiten, z.B. dem wunderschönen Rathaus, der gotischen Kathedrale, dem beeindruckenden Jugendstilbahnhof – er gilt als der schönste Bahnhof Frankreichs - und dem mittelalterlichen „quartier des bouchers“ (Metzgerviertel). Es war sehr interessant und man konnte vieles über Limoges lernen.
Antonia, Leoni & Marie
Dienstag, 10.10.23
Heute stand der große gemeinsame Ausflug mit unseren französischen corres an.
Los ging es um 8 Uhr mit unserem Bus, Ziel war der „gouffre de Padirac“, 2 Stunden entfernt in der Region Occitanie, genauer gesagt in der Gegend „Périgord“.
Als wir ankamen, gingen erstmal alle aufs Klo und dann wurden auch schon die Audioguides ausgeteilt, durch die wir Informationen bekamen, als wir durch die höhlenartige Schlucht liefen. Dann ging es langsam los und wir stiegen über 100 Meter tief in den Höhlenschlund hinab. Erst ging es viele Stufen hinab und wir bewunderten den tollen Pflanzenbewuchs der zerklüfteten Felswände.
Anschließend gingen wir über einen Weg immer tiefer unter die Erde. Man konnte richtig feststellen, dass es mehr Wasser wurde, umso tiefer wir gingen. Schließlich erreichten wir einen unterirdischen Fluss mit Booten. Danach fuhren immer 11 Schüler zusammen mit einem Bootsführer, der ruderte, in einem Boot über den spärlich beleuchteten und bis zu 6 Meter tiefen Fluss. Wir erfuhren, dass es in dem glasklaren Wasser auch Lebewesen gibt, z.B. blinde Krabben, die bis zu 100 Tage ohne Nahrung auskommen. Nach dem Anlegen am anderen Ufer nahmen wir einen Rundweg, vorbei an gigantischen Kalkformationen, Stalaktiten sowie kristallblauen Seen – absolut zauberhaft und beeindruckend.
Zum Schluss ging es wieder mit dem Boot zurück und das Erdloch, das einen Durchmesser von 30 Metern hat, wieder hoch.
Dann gingen wir noch in einen Souvenirladen und machten in einem benachbarten Park Picknick mit den Lunchpakten aus der Mensa.
Nachdem wir alle satt und zufrieden waren, bestand Frau Troppmann auf ein deutsch-französisches Gemeinschaftsfoto:
Anschließend fuhren wir weiter zu dem berühmten Wallfahrtsort Rocamadour.
Der Name Rocamadour geht auf den Heiligen Amadour zurück, einem Eremiten, der dort am Fuß eines steilen Felsens Zuflucht fand. Wir bekamen dort eine Führung und liefen die 14 Stationen des Pilgerwegs ab. Wir lernten z.B., dass, wenn man früher einen toten Körper fand, welcher aber noch völlig intakt war, also ohne äußere sichtbare Verletzungen, er als heilig galt. Als im Jahr 1166 ein unverwester Leichnam in einem alten Grab an der Schwelle der Marienkapelle entdeckt wurde, glaubte man, den legendären Einsiedler Amadour gefunden zu haben. Es wurde auch von verschiedenen Wundern berichtet. Wir bekamen auch eine angebliche Reliquie des Heiligen Amadour zu sehen – ein Stück seines Armknochens – und auch die berühmte Schwarze Madonna von Rocamadour. Rocamadour ist ein sehr schöner mittelalterlicher Ort, der entlang einer beeindruckenden Felswand gebaut wurde.
Erschöpft aber glücklich fuhren wir mit dem Bus wieder zurück zur Schule.
Noah & Teresa
Mittwoch, 11.10.23
Heute fuhren wir mit dem Bus eine knappe halbe Stunde nach Oradour-sur-Glane. Der Ort ist in Frankreich sehr bekannt, da dort im 2. Weltkrieg deutsche Nazis – genauer gesagt, die Waffen-SS – ein Massaker an der Zivilbevölkerung des Ortes verübte. 643 Menschen – Männer, Frauen und Kinder - mussten sich in Scheunen bzw. in die Kirche begeben, wo sie auf brutale Weise ermordet wurden. Am Vormittag besuchten wir das Infozentrum, um von einem jungen Österreicher, der dort sein Freiwilliges Soziales Jahr absolviert, Näheres über die Entstehung des Nationalsozialismus und der Hintergründe zum Massaker von Oradour zu erfahren.
Nach dem Picknick auf einer Wiese vorm Infozentrum begleitete Monsieur Beaulieu uns durch das Ruinendorf, das als Mahnmal nach dem Massaker so stehenblieb. Er ist der Großvater einer französischen Schülerin, die am Austausch teilnimmt. Seine vier Großeltern kamen alle bei dem Massaker ums Leben. Einerseits liegt das Geschehen schon sehr lange zurück, andererseits ist es immer noch sehr emotional für ihn. Er konnte uns viel Persönliches zu den früheren Bewohnern des Ortes erzählen und auch zu Objekten von damals, die man noch immer in den Ruinen der ehemaligen Geschäfte sehen kann, wie z.B. eine Waschanlage für Weinflaschen in einer ehemaligen Weinhandlung.
Anschließend fuhren wir mit dem Bus zurück zur Schule und gingen mit unseren Lehrerinnen noch in die Innenstadt von Limoges, wo wir noch ein wenig einkaufen konnten, z.B. Macarons als Mitbringsel für zuhause, bevor wir uns dann wieder mit unseren corres trafen.
Elias
Donnerstag, 12.10.23
Heute stand schon der letzte Tag an, den wir natürlich noch einmal genießen mussten. Nachdem wir mit unseren Austauschschülern in die Schule kamen, trafen wir uns wieder im „foyer“ am Pausenhof und übten unsere musikalische Einlage für die „fête d’adieu“, den Abschlussabend, ein: „Bonsoir mes amis“ von Reinhard Mey, ein Lied, das wir schon aus dem Film „Französisch für Anfänger“ vom Hinweg im Bus kannten. Wir hatten viel Spaß beim Üben.
Anschließend sind wir zum „four des Casseaux“ gegangen. Es ist heute eine Art Industriedenkmal aus dem 18.-20. Jahrhundert, wo wir von einer netten und jungen Führerin viel Interessantes zur für Limoges so wichtigen Porzellanherstellung und die verschiedenen Brennvorgänge erfuhren. Es gibt sogar einen begehbaren Ofen aus dem Jahr 1904, was uns sehr gefiel.
Mittags aßen wir im lycée professionnel Jean Monnet. Dabei handelt es sich um eine Art Gymnasium mit Berufsschule, die auf Berufe im Hotelfach spezialisiert ist. Das Essen dort wird von angehenden Köchen zubereitet und von zukünftigen Kellnern und Bedienungen serviert, die alles noch üben müssen. Als Vorspeise gab es eine Blumenkohlsuppe, als Hauptspeise Hühnchen mit „pâté de pommes de terres“ (Kartoffelauflauf) und Wirsinggemüse sowie als Nachspeise ein leckeres „mille-feuille“ mit Blätterteig und Vanillecreme. Alles war sehr lecker und wir wurden sehr gut behandelt.
Danach besuchten wir noch einmal den französischen Unterricht und hatten Spaß mit den anderen Schülern. Das Niveau, vor allem im Mathe-Unterricht, fanden wir im Vergleich zum WBG eher niedrig. Schön war, dass wir uns im Deutschunterricht mit französischen Schülern unterhalten konnten.
Und plötzlich stand schon der letzte Abend vor der Tür: Hierbei hieß es „Au revoir!“. Bei der Abschiedsfeier sangen wir unser eingeübtes Lied und bedankten uns für alles. Zudem gab es leckere Snacks, z.B. Bananen auf afrikanische Art, Quiche oder „Tarte Tatin“, ein berühmter französischer Apfelkuchen, wo sich die Äpfel unten und der Teig oben befindet.
Bis März!
Ben & Tim
Freitag, 13.10.23
Heimfahrt:
Um 7:30 Uhr versammelten wir uns mit unseren Austauschschülern am Bus. Alle verabschiedeten sich von ihren Familien und bedankten sich für die Gastfreundschaft. Kurz danach fuhren wir ab. Anfangs waren viele noch müde, aber kurz darauf wurden wir alle wach. Nach ca. 14,5 Stunden kamen wir um 22:00 Uhr in Langenzenn am WBG wieder an. Es war ein sehr schöner Austausch und wir freuen uns alle, die Franzosen im März bei ihrem Besuch in Langenzenn wieder zu sehen.
Valentin & Vinzent