Wolfgang-Borchert-Gymnasium Langenzenn
Naturwissenschaftlich-Technologisch und Sprachlich
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Poetry-Slam-Workshop

poetryslam01Zwischen Rassismus und Radieschen

Nur mit einem Hut bewaffnet, stellt Michael Jakob begeistert die modernste Literaturform des Deutschen vor. Der Poetry Slam braucht kein geordnetes Versmaß oder reine Reime. Es geht vielmehr „um den Vortrag selbstverfasster Texte“, wie Jakob den Schülerinnen und Schülern der 8. Jahrgangsstufe erklärt. Diese Vortragsform besteht erst seit 22 Jahren und erfreut sich immer größer werdender Beliebtheit. Michael Jakob ist deutschlandweit für seine meist lustigen, aber auch nachdenklich kritischen Slams bekannt. Im Umkreis von Fürth-Nürnberg trifft man ihn häufiger, da er hier zwei Lehraufträge für Poetry Slam inne hat (www.michaeljakob.de).

Unter Anleitung des Profislammers arbeiteten die jungen Schreiberinnen und Schreiber an vier kreativen „Inseln“ und setzten sich mit den selbstgewählten Themen wie Radieschen oder Rassismus und Diskriminierung intensiv auseinander (einige Beispiele sehen Sie unten). Eingangs trug der Referent noch selbst eigene Texte vor, bot aber danach immer wieder den Schülerinnen und Schülern eine Bühne für ihre Arbeiten. Dazu gab er wertschätzend hilfreiche Tipps, wie sie ihre Vorträge auch ohne Hilfsmittel aufregend und passend zum Textinhalt gestalten können.

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Sowohl für die Schülerinnen und Schüler als auch für die betreuenden Lehrerinnen und Lehrer war der Workshop eine große Bereicherung. Alle konnten gemeinsam lachen und mussten über das freigelegte, kreative Potential staunen.

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Benjamin Tüngethal

 

 

"Ausgewählte Werke"

Ohne Titel

Eines Tages wach ich auf,
auf großen, grünen Wieschen.
Und merke schnell,
LOL ich bin ein Radieschen.
Was mach ich jetzt,
was mach ich nun,
was soll ich als Radieschen tun?
Ich schau mich um,
ich schau mich an,
und glaub nich`,
was ich sehen kann.
Ich bin sehr groß,
ich find mich schön,
erstmal `ne Runde modeln geh`n.
Doch was ist das?
Es kribbelt und zibbelt,
es krabbelt und zwabbelt
und auf einmal windet sich ein Wurm
zwischen meinen Beinen rum.
Ich pack ihn an,
will an ihm zieh`n,
doch was ist das, er will nicht geh`n.
Er wird kleiner, zieht sich zurück,
als hätte man ihn reingedrückt.
Er ist jetzt weg und in mir drin.
Jetzt will ich wissen, was ich bin.
Bin ich ein Mann oder `ne Frau?
Das weiß ich nicht genau.
Ben Ziegler

 

Zukunft Zukunft

I: Zukunft.
B: Überall Roboter
Zahnseideaufwickelroboter
Brillenputzroboter
Überall Roboter
„Iss für mich“ Roboter
„Hilf mir, mich zu bewegen“ Roboter
„Denk für mich“ Roboter
Regen, Donner, Blitz
Beide: Stromausfall
Alles fällt in sich zusammen
Überall Geklapper
Menschen fallen aus Roboterarmen in Roboterschrott
Keiner kann essen
Keiner kann sich bewegen
Keiner kann denken
Keiner
Alle tot
Tot.
Birke Schwarz und Inka Grille

 

Radieschen

Würde ich mir vorstellen, ein Radieschen zu sein, hätte ich wahrscheinlich den Glauben an die Menschheit schon viel früher verloren.
Um genau zu sein, kann man Radieschen gut mit Menschen vergleichen, sozusagen habe ich damit auch den Glauben an die Radieschen verloren, aber nun ja, wir sind ja alle aus einem Samen geboren.
Sie wachsen heran wie wir und je reifer sie werden, umso besser, denken wir, doch lässt man sie zu lange reifen, werden sie holzig und schmecken nicht mehr.
Als Kinder sind wir frei und können alles sein, was wir wollen, wir hatten Vorstellungen, Träume, Hoffnungen und wir kommen in die Schule, in die Pubertät und wir reifen. Wir reifen und werden größer, wir denken, wir gewinnen an Überblick und bemerken nicht, dass wir ihn wieder verlieren. Was früher so leicht war zu entscheiden wie: „Ich will Prinzessin werden, ich will Feuerwehrmann werden oder Astronaut“ wirkt nun wie eine unumgehbare Hürde. Und je mehr wir uns darüber sorgen, umso mehr scheinen wir den Überblick zu verlieren und wir werden holzig. Wie Radieschen.
Es gibt viele Arten von Radieschen, früher sahen sie alle gleich aus, ein Urradieschen und wir Menschen waren auch Urradieschen oder Affen. Mit der Zeit wuchsen die verschiedenen Arten von Menschen heran und Radieschen mit uns, heute gibt es schwarze und weiße, große und kleine, dicke und dünne Menschen. Und es gibt rote und schwarze Radieschen, runde und lange, große und kleine. Und so wie die Menschheit an Ernährung wächst, umso mehr wachsen auch die Radieschen. Die Fragen ist... ist das wirklich so gut?
Irgendwann werden wir in den Supermarkt gehen und stehen unentschlossen vor einem Radieschenregal. Es gibt Radieschen so groß wie Kürbisse, blaue, pinke, gelbe, schwarze und purpurfarbene Radieschen in Form eines Sterns, einer Scheibe, so klein wie ein Staubkorn, mit Erdbeergeschmack, Speckgeschmack und man kann sich einfach nicht entscheiden. Doch eines haben diese Radieschen gemeinsam. Sie waren alle in einem Labor, künstlich gezüchtet, gespritzt und sind in der Petrischale herangewachsen. Von dem ersten Radieschen nichts mehr übrig! Radieschen sind wie Menschen und wenn ich mir vorstelle, ich wäre ein Radieschen, schüttle ich nur noch den Kopf und denke mir, ist das wirklich so gut?
Hannah Grebehahn

 

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