"Light & Darkness" von Laura Kneidl

Die Normalität ist eine gepflasterte Straße, man kann gut darauf gehen – doch es wachsen keine Blumen auf ihr.

Vincent van Gogh

Die Bedeutung dieses Zitats wird in Laura Kneidels Fantasy-Roman „Light & Darkness“ klar.

Das Buch der Delegation

Im Jahre 2017 wurde die Existenz paranormaler Wesen, wie zum Beispiel Dämonen, Vampire und Nixen, bewiesen. 30 Jahre später ist ein völlig neues System zur Regelung des Zusammenlebens der normalen und paranormalen Bürger entstanden. Durch angeordnete Delegationen werden Menschen zu Verantwortlichen ihrer paranormalen Mitbürger gemacht. In dem Buch der Delegation werden die Verhaltensregeln zur Integration der paranormalen Wesen in die Gesellschaft festgehalten.

Doch es gibt starke Widerstände gegen dieses System. Die Censio ist eine Organisation aus paranormalen Wesen, die mit Attentaten auf Menschen für die Regentschaft der Paranormalen kämpft. In Kontrast dazu stehen die Impia, welche ein Zusammenschluss der Menschen ist. Letztere versuchen alles Paranormale auszurotten.

Die Delegierte Light

Der 17-Jährigen Light Adam steht ihre erste Delegation bevor. In ihrer Ausbildung hat sie sich als eine aufmerksame und lernfreudige Schülerin gezeigt, so dass sie glaubt, mit jedem Wesen umgehen zu können. Doch durch einen Fehler ordnet ihr das System ein männliches Wesen zu, was nach Gesetzeslage nicht legal ist. Es wird beschlossen, dass Light den Dämon Dante vorerst als Wesen behalten muss. Doch diese Aufgabe bringt sie noch an ihre Grenzen.

Der Dämon Dante

Bei einem Dämon wird nicht deutlich, ob dieser sich richtig verhalten möchte oder ausschließlich zu seinem Vorteil handelt. Dante ist unvorhersehbar, störrisch und rebellisch. Von Beginn an wird deutlich, dass Dante alles darauf anlegt, Light das Leben möglichst schwer zu machen. Beispielswiese mit einem Diebstahl möchte Dante erreichen, Light als Delegierte loszuwerden. Im Lauf der Geschichte stellt sich heraus, dass Dante der Sohn des Anführers der Censio und damit eine große Gefahr für alle Personen in seinem Umkreis ist.

Verflechtung der beiden Schicksale

Während eines Überfalls der Impia rettet Light ihrem Wesen Dante das Leben und wird dadurch schwer verletzt. Durch diese Heldentat beschließt Dante, alles dafür zu tun, dass es Light gut geht. Die beiden arbeiten von nun an zusammen und nicht mehr gegeneinander, und obwohl es verboten ist, verlieben sie sich ineinander. Letztendlich holt Dante seine Vergangenheit wieder ein und er wird zusammen mit Light von den Censio entführt und gefoltert.
Gelingt es ihnen zu entkommen? Werden sie jemals zusammen in einer freien Welt leben können?

400 Seiten Fantasy?

Im Vordergrund steht die politische Situation. Die Gesellschaft behandelt Paranormale wie Menschen zweiter Klasse. Leider ist diese Situation in unserer Welt ebenso noch gegeben, weshalb ich „Light & Darkness“, bis auf den Fantasy-Faktor, der das Buch natürlich wieder von unserer Welt abgrenzt, sehr aktuell und modern finde. Die Unterdrückung der Paranormalen ist innerhalb ihres Systems normal geworden. Umso erstaunlicher ist es, dass genau dieses System den Fehler gemacht hat, zwei Personen zusammenzubringen, die entgegengesetzt zu allem, was die Gesellschaft bisher gekannt hat, Geschichte schreiben. Ebenso gefällt mir, dass jedem Kapitel ein Paragraph aus dem Buch der Delegation vorangestellt ist, welcher inhaltlich in das folgende Kapitel einleitet. Leider muss ich zugeben, dass mir einige Nebenfiguren nicht gefallen haben, da sie zu wenig beschrieben werden, als dass man den Sinn hinter ihren Handlungen hätte verstehen können. Negativ beeinflusst hat meine Meinung auch der plötzliche Umschwung von Dantes Emotionen, da sich über Nacht sein komplettes Auftreten und grundlegende Gefühle verändert haben. Alles in allem ist das Buch aber wirklich sehr gut geschrieben und hat mich von Beginn an gepackt.

Erscheinungsjahr: 2016
Verlag: Carlsen
Seitenanzahl: 394