Wolfgang-Borchert-Gymnasium Langenzenn
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More Happy Than Not

Erinnerungen – unser Leben lang sammeln wir die guten wie Trophäen auf einem Wandregal, während wir hoffen, dass die schlechten nach und nach, lieber früher als später, ganz von allein verschwinden…
Vergessen – wenn alles schiefläuft, die Ereignisse Schlag auf Schlag kommen, einem keinen Moment zum Durchatmen lassen, es keinen Ausweg mehr zu geben scheint, dann ist Vergessen dieser Erinnerungen die wohl letzte rettende Option?

more happyHauptcharaktere

Aaron Soto - 16 Jahre alt, hat Lebenserfahrungen vorzuweisen, die manche 40-Jährige glücklicherweise noch nicht machen mussten. Er lebt mit seinem großen Bruder Eric und seiner Mama in einem runtergekommenen Wohnviertel in einer futuristischen Version der amerikanischen Vorstadt von Bronx. Seit sich sein Vater in der Badewanne der kleinen Familienwohnung das Leben genommen hat, ist alles ein bisschen schwieriger für Aaron.

Inhalt

Trotzdem beginnt seine Geschichte recht harmonisch.

Aaron trifft sich mit langjährigen Freunden aus seinem Wohnblock, geht mit seiner festen Freundin auf ein Trade Date (er sucht einen Ort, eine Aktion oder Aktivität aus, von der Aaron denkt, dass sie ihr gefällt, und Genevieve plant eine Sache für ihn) und wie jedes Jahr findet Anfang der langen Sommerferien wieder das große Familienstraßenfest des Viertels statt.

Es wird gegrillt und die Jungs spielen Suicide (Wandwerfen) und Man Hunt (Versteck-Fangen), fast wie an jedem anderen Tag auch, wenn seine Freundin Genevieve mal wieder von Kopf bis Fuß mit Farbflecken übersäht vor einer ihrer unfertigen Leinwände steht und keine Zeit für Aaron hat. Bei einer solchen Runde gerät er einmal ganz schön in die Klemme, aber kurz bevor die Jäger ihn erreicht haben, erhält er unerwartete Hilfe von einem Jungen aus einem der Nachbarwohnblöcke und so entkommt er ihnen doch noch ganz knapp.

Thomas ist kaum älter als Aaron, wohnt nur einen kurzen Fußweg von den Sotos entfernt. Seit der spontanen Rettungsaktion am Sommerfest treffen sich die beiden immer häufiger und verstehen sich richtig gut, und das nicht nur auf dieser oberflächlichen Ebene, wie mit den ‚Freunden‘ aus seinem Wohnviertel.

Als dann nach einigen seinen Freunden auch Genevieve in ihr Sommerferien-Kunst-Camp fährt, hat Aaron wieder eine Menge Freizeit, Zeit zum Grübeln und Nachdenken und nochmaligem Überdenken, was ihn fast wieder in die depressive Phase wie nach dem Tod seines Papas zurückversetzt.

Da kommt die Ablenkung, die Thomas und die gemeinsamen Abenteuer mit sich bringen, ganz gelegen.

Die beiden besuchen unter anderem Aarons Lieblingscomicladen, schleichen sich ins Kino, klettern aufs Dach und übernachten bei Thomas zuhause, wo sie einen Pakt schließen.

Thomas hilft Aaron „mehr glücklich als nicht“ zu sein und im Gegenzug hilft Aaron Thomas bei der immer schwieriger werdenden Jobsuche. Der kündigt nämlich so ziemlich alles, Beziehungen, Anstellungen, Freundschaften und Ähnliches, wenn er nicht das Gefühl hat, irgendwie weiterzukommen, seit sein Vater an seinem 9. Geburtstag zum Auto ging, um ein Geschenk zu holen, einstieg, wegfuhr und nie wiederkam.

Durch Thomas findet Aaron im Lauf der Ferien wieder zu sich selbst, einem Ich, das er am liebsten vergessen will.

Leteo – ein Institut, das verspricht, dich bestimmte Ereignisse vergessen zu lassen, um ein normaleres, einfacheres oder zum Beispiel schuldfreieres Leben zu ermöglichen. Nach anfänglicher Skepsis wird es zu Aarons scheinbar einzigem Ausweg…

 

Meine Meinung

Die Geschichte von Aaron und Thomas ist eine absolute Achterbahn der Gefühle, man fiebert richtig mit, lacht mit den beiden, weint auch bei Gelegenheit mal. Man begleitet Aaron auf seinem Weg zu sich selbst und lernt gleichzeitig auch als Leser einiges über sich selbst und den Umgang mit dem eigenen Umfeld.

Adam Silvera hat hier neben anderen Büchern von ihm wie „History is all you left me“ mal wieder keine Gute-Laune-Geschichte geschrieben, sondern ein Buch mit Herz, mit Höhen und Tiefen und einem realitätsnahen „Happy End“.

Obwohl es sicher zu einem der Bücher gehört, für die ich die längste Lesezeit gebraucht habe, ist es wahrscheinlich eines der literarisch besten. Es ist eine Geschichte mit viel Tiefgang, sodass man ein bisschen Ruhe und alle paar Tage ein Stündchen Zeit braucht, um es zu lesen. Aber wert ist es das allemal. Die Entwicklung, die Silveras Charaktere, hier vor allem Aaron durchmachen, ist wirklich großartig: Von der Flucht aus der Realität vor seinem wahren Ich zu einem Zustand der Akzeptanz und dem Drang, mit diesem nicht vergessbaren Wissen etwas zu bewirken und anderen helfen zu wollen.

Der Roman ist definitiv eine Leseempfehlung wert, und wer „More Happy Than Not“ schon kennt, kann sich ja mal an „History is all you left me“ heranwagen.

Magdalena Mitländer

Altersempfehlung ab 14 Jahr(e)

Autor Adam Silvera übersetzt von Lisa Kögeböhn

Erscheinungsdatum 16.03.2022

Seitenzahl 368

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